Was passiert eigentlich im Kopf bei Demenz, während eines Traumes oder einer Panikattacke? Diesen Fragen gehen Neurowissenschaftler und Neurowissenschaftlerinnen täglich nach.
Die Neurowissenschaft gehört zu den naturwissenschaftlichen Studienfächern. Daher gibt es Überschneidungen mit den Berufen des Molekularbiologen, der Biochemikerin, des Biowissenschaftlers, der Neurologin und mit Berufsfeldern im Bereich der Pharmatechnik.
Neurowissenschaftlerinnen untersuchen die Struktur und Funktion von Nervensystem und Gehirn bei verschiedenen Lebewesen. Dabei können sie sich auf bestimmte Bereiche spezialisiert haben: Motorik, Hormone, Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsprozesse oder auch Risikofaktoren durch verschiedene Lebensstile.
Für neue Erkenntnisse müssen Neurowissenschaftlerinnen Probandinnen suchen, deren Gehirn sie in der Regel mittels verschiedener Messmethoden, zum Beispiel mit einer Magnetresonanztomographie (MRT), genauer in Augenschein nehmen, bevor sie diese einem Test unterziehen. Zum Beispiel könnte eine Neurowissenschaftlerin sich anschauen, welche Auswirkung Musik auf einen Lernprozess hat. Dabei wird sie neben den eigentlichen Probanden auch immer mit einer Testgruppe arbeiten, um sicherzustellen, dass die chemischen oder physikalischen Prozesse wirklich mit einer bestimmten Situation zusammenhängen und nicht immer auftreten. Ihre Ergebnisse dokumentiert die Neurowissenschaftlerin und stellt sie anhand eines Textes und Grafiken der Öffentlichkeit zur Verfügung. Auf Tagungen, Kongressen oder in Vorlesungen referieren sie auch über ihre gewonnenen Erkenntnisse. An Universitäten betreuen sie in der Regel zudem Seminare und nehmen Prüfungen von Studentinnen ab.
Bei einer Anstellung in einer Klinik gehört es zu den Aufgaben der Neurowissenschaftlerin, Diagnoseverfahren und Therapien im Bereich von Erkrankungen des Gehirns zu optimieren. Auch die Entwicklung von Pharmazeutika oder Weiterentwicklung von medizinischer Technik kann in das Aufgabengebiet einer Neurowissenschaftlerin fallen.
Hat sich eine Neurowissenschaftlerin auf den Vertrieb von Medikamenten spezialisiert, gehören die Beratung von Ärztinnen und die Entwicklung neuer Produktkonzepte und Marketingstrategien zu ihren täglichen Aufgaben.
Neurowissenschaftler arbeiten vorzugsweise an Universitäten oder in Kliniken. Sie finden jedoch auch in der Pharmaindustrie und in Unternehmen der Medizintechnik Anstellung. Einen Großteil der Arbeitszeit verbringen Neurowissenschaftler in ihrem Labor.
Wer Neurowissenschaftlerin werden will, muss ein grundständiges Studium in Neurowissenschaften oder Biologie abschließen. Der Vorteil einer früheren Spezialisierung auf die Neurowissenschaften ist der interdisziplinäre Aufbau des Studiengangs: Studenten sammeln hier Erfahrungen im Bereich Biologie, Physik, Informatik und Medizin. Außerdem kann eine künftige Neurowissenschaftlerin bereits am Ende des Bachelorstudiengangs einen Schwerpunkt wie beispielsweise Neuronale Informationsverarbeitung wählen, den sie im Master fortführt.
Des Weiteren bietet sich bei einem Bachelorstudium der Neurowissenschaften ein Auslandssemester, welches oft mit einem Forschungsprojekt verbunden ist, an. An einigen Universitäten gehört der Auslandsaufenthalt fest zum Studienplan dazu.
Der Numerus clausus (NC) bewegt sich bei Neurowissenschaften oft im Einser-Bereich. Insbesondere die Schulfächer Mathematik, Chemie, Englisch und Biologie sind enorm wichtig für den Studiengang.
Neben einer Begeisterung für Naturwissenschaften benötigen Neurowissenschaftler die Fähigkeit, abstrakt und logisch zu denken, um die molekularen, biochemischen und elektrischen Zusammenhänge im Gehirn richtig zu analysieren. Auch die räumliche Vorstellungskraft sollte einem Neurowissenschaftler nicht schwerfallen, wenn er anatomische Sachverhalte darstellt oder erläutert. Des Weiteren benötigt der Neurowissenschaftler technisches Verständnis, um bei der Weiterentwicklung von medizinischen Geräten behilflich zu sein. Gleichermaßen muss sich ein Neurowissenschaftler darüber im Klaren sein, dass er an lebenden Objekten arbeitet. Das kann auch bedeuten, dass er Tiere sezieren muss, wenngleich sich viele Universitäten und Unternehmen um tierversuchsfreie Forschungen bemühen.