Das Kunstgewerbe oder die angewandte Kunst umfasst das Herstellen von Gegenständen des täglichen Gebrauchs, die einen künstlerischen Anspruch haben. Die Art der Herstellung kann sowohl handwerklich, maschinell oder industriell erfolgen. Die ersten Kunstgewerbemuseen entstanden im 19. Jahrhundert. Es war das Zeitalter der Gründungen von Gewerbemuseen und Kunstgewerbeschulen. Gegenstände des täglichen Gebrauchs, künstlerisch gestaltet, sammelten die Museen, stellten sie aus und präsentierten sie der breiten Öffentlichkeit. Das Bauhaus zählt zu den bekanntesten Kunstgewerbeschulen, deren Gründung im Jahre 1919 erfolgte. Im Jahr 1933 schloss die Kunstgewerbeschule. Kunstgewerbe und Produktdesign trennt nur ein schmaler Grat, der in den Designmuseen zu erkennen ist, die es seit dem 20. Jahrhundert gibt. Vieles, was die breite Mehrheit als Kunst ansieht, ist in Wirklichkeit Produktdesign. Für einen Laien ist der Unterschied schwer erkennbar. Während das Kunsthandwerk ausschließlich Unikate herstellt, produziert das Kunstgewerbe die Gebrauchsgegenstände in großer Anzahl.
Viele Berufe sind der angewandten Kunst zuzurechnen. Dazu gehören beispielsweise Grafiker, Modellbauer, Bildhauer sowie Drechsler, Glasbläser, Figurenformer, Goldschmiede, Graveure und Spielzeugmacher sowie Steinmetze. Weitere Berufe sind im Bereich der angewandten Kunst zu finden. Diese Berufe gestalten Gegenstände, die einen künstlerischen Wert haben. Zur angewandten Kunst zählen sich ebenfalls die bildenden Künstler wie Schauspieler (darstellende Kunst), Architekten und Fotografen sowie Webdesigner.
Künstlerische Berufe im Kunstgewerbe haben gute Chancen für die Zukunft. Insbesondere Grafiker und Modellbauer sind gefragte Berufe. Modellbauer erstellen eine maßstabsgetreue Nachbildung eines geplanten Objekts. Architekten nutzen den Berufsstand mit Vorliebe für große Projekte wie einen Universitätscampus, einen Flughafen oder Bahnhof. Anhand der Nachbildung präsentieren Architekt, Bauherr und Investor das geplante Objekt der Öffentlichkeit. Das Anfertigen von Modellen für Gussformen gehört ebenfalls zum Beruf des Modellbauers, wenn er im Handwerk oder in der Metall verarbeitenden Industrie tätig ist.
Der Beruf des Drechslers zählt zur angewandten Kunst. Drechsler ist ein anerkannter Ausbildungsberuf im Handwerk. Die dreijährige Ausbildungszeit erfolgt im Dualen System – Schule und Praxis. Der Geselle kann sich zum Meister weiterbilden, muss es aber nicht. Das Drechslerhandwerk ist seit der im Jahr 2003 durchgeführten Reform zulassungsfrei. Der Drechsler stellt gedrehte Teile aus Holz, Elfenbein, Horn und Bernstein her. In der Regel sind seine an der Drehbank hergestellten Produkte Treppengeländer, Garderobenständer, Tische und andere Gebrauchsgegenstände.
Für den Beruf des Glasbläsers sind drei Fachrichtungen möglich: Glasgestaltung, Christbaumschmuck und Kunstaugen. In diesen Fachrichtungen ist eine Ausbildung zum Glasbläser möglich. Bei der Glasgestaltung stellen die Glasbläser künstlerisch gestaltete Artikel aus Glas her – wie beispielsweise Vasen und Figuren. Zum Christbaumschmuck gehören Glaskugeln, Glocken und Spitzen – alles aus Glas rund um den Weihnachtsbaum. Die Fachrichtung Kunstaugen beinhaltet die Herstellung von Kunstaugen für Menschen, Puppen, Stofftiere und Tierpräparate. Bis vor einiger Zeit gab es mehr Fachrichtungen, die jedoch nicht mehr vorhanden sind.
Für viele künstlerische Gebrauchsgegenstände gibt es industrielle Produktionsverfahren. Dennoch ist das Handwerk für die Herstellung der erste Ansprechpartner. Einige Werkstätten für behinderte Menschen stellen ebenfalls Gebrauchsgegenstände mit künstlerischem Touch her. In diesen Werkstätten arbeiten Menschen, an die keiner wirklich denkt, die aber wunderschöne Gegenstände fertigen.