Die Hochkultur des alten Ägyptens ist alles andere als verstaubt: Erst kürzlich wurden in der südägyptischen Stadt Luxor die Ruinen einer 3.000 Jahre alten verloren geglaubten Stadt entdeckt. Ägyptologen und Ägyptologinnen setzen sich mit dem Leben, der Kultur, Sprache und Religion des altertümlichen Nilvolks auseinander und beantworten Fragestellungen der Geschichte.
Im Gegensatz zu Archäologen arbeiten Ägyptologinnen weniger in der Feldforschung als im Bereich Philologie. Angrenzende Tätigkeiten sind beispielsweise wissenschaftlicher Mitarbeiter, Historikerin, Bibliothekar und Kulturmanagerin.
Die Zeit von 5.000 v. Chr. bis 400 n. Chr. bietet eine Menge Raum für wissenschaftliche Entdeckungen. Besonders im goldenen Zeitalter war die Kultur des ägyptischen Reichs hoch entwickelt, was nicht zuletzt an der komplexen Hieroglyphenschrift sichtbar wird. Die Ägyptologin beherrscht Altägyptisch und weitere Sprachen wie Hieratisch, Koptisch oder Demotisch. Sie ist in der Lage, schriftliche Quellen wie Papyri oder Inschriften zu entziffern und zu interpretieren. Auf diese Weise erfährt sie mehr über die damalige Lebensart und Denkweise. Die Ägyptologin entnimmt Dokumenten der Vergangenheit aussagekräftige Daten, um sie in einen historischen Kontext einzuordnen. Unter Umständen entdeckt sie dabei entscheidende Hinweise für aktuelle Forschungsprojekte. An diesen arbeitet sie ggf. selbst mit, wobei sie auch Ausgrabungen begleiten kann. Neu gewonnene Erkenntnisse veröffentlicht sie als Publikationen für Fachzeitschriften oder öffentliche Medien. Die Ägyptologin kann ebenfalls Beiträge für Presse oder Fernsehen verfassen und weitere journalistische Tätigkeiten übernehmen sowie Artikel lektorieren. An Universitäten und Forschungsinstituten teilt sie ihr Wissen mit Studierenden, hält Vorträge und nimmt Prüfungen ab.
Als Expertin der altägyptischen Kultur und Literatur vermag sie den zahlreichen Bestand an Schriftstücken und Dokumenten zu katalogisieren und einzuordnen. Sie pflegt und verwaltet zum Beispiel Archive und Systeme in Bibliotheken oder erstellt Verzeichnisse kunsthistorischer Fundstücke. Auch im Bereich Kulturmanagement kann sich die Ägyptologin einbringen, Veranstaltungen planen sowie an deren Umsetzung beteiligt sein.
Die Berufsmöglichkeiten als Ägyptologe sind zahlenmäßig begrenzt und dennoch vielseitig. So hat er die Möglichkeit, im Museumswesen, in Bibliotheken oder Archiven zu arbeiten. Im Bereich Forschung und Lehre bieten Universitäten, wissenschaftlichen Einrichtungen wie das Deutsche Archäologische Institut (DAI) und Institutionen der Erwachsenenbildung einen Arbeitsplatz. Des Weiteren kann ein Ägyptologe bei Verlagen und Presseagenturen beschäftigt sein oder seine Dienstleistungen als Freiberufler anbieten.
Grundsätzlich erfordert die Tätigkeit als Ägyptologin ein geisteswissenschaftliches Studium im Bereich Ägyptologie. Hier erlernt die Studierende Fachwissen in Themenbereichen wie ägyptische Lektüre, Kunst und Architektur, Religion und Archäologie. Neben den Pflichtmodulen hat sie die Möglichkeit, eigene Schwerpunkte zu setzen und sich beispielsweise intensiver mit der ägyptischen Text- und Schriftkultur beschäftigen. Die meisten Absolventinnen entscheiden sich anschließend noch für ein Masterstudium und promovieren, wenn sie eine wissenschaftliche Karriere anstreben. Neben den alten Sprachen sind Fremdsprachenkenntnisse in Arabisch, Englisch und Französisch überaus hilfreich. Diese kann die Ägyptologin bereits während des Studiums erlernen und im Zuge eines Auslandsaufenthalts in Ägypten vertiefen.
Um nach dem Studium leichter Fuß zu fassen, ist ein Praktikum oder eine Nebentätigkeit, beispielsweise in Museen, sinnvoll. Möchte die Ägyptologin in der Medienbranche oder im Verlagswesen tätig werden, kann sie im Zuge eines Volontariats bei einem entsprechenden Unternehmen journalistische Methoden sowie das Arbeitsumfeld besser kennenlernen.
Außerdem gibt es diverse Weiterbildungsangebote, zum Beispiel auf dem Gebiet Informations- und Bibliothekswissenschaft, Kulturmanagement, Museumsarbeit oder Fachjournalismus, welche eine Ägyptologin wahrnehmen kann. Dadurch kann sie ihre beruflichen Möglichkeiten erweitern und sich auch für angrenzende Berufsfelder qualifizieren.
Ein Ägyptologe sollte ein großes Interesse an Geisteswissenschaften, insbesondere der ägyptischen Kultur, aufweisen. Er ist sprachlich begabt und setzt sich gerne mit verschiedensten Formen der Literatur auseinander. Im Umgang mit wertvollen Materialien besitzt der Ägyptologe ein hohes Maß an Qualitäts- und Verantwortungsbewusstsein. Er geht konzentriert und sorgfältig vor, ist sowohl selbstständig als auch zur Arbeit im Team bereit. Um sich beruflich zu etablieren, muss der Ägyptologe Eigeninitiative und Durchhaltevermögen zeigen. Er ist leistungsbereit und bildet sich gerne weiter. Außerdem verfügt er über eine gute Ausdruckskraft und kann auch außerhalb des wissenschaftlichen Umfelds andere von seinem Fachgebiet begeistern.