In unserer heutigen Gesellschaft gibt es kaum noch einen Tag, an dem wir nicht gestresst sind und zwischen Arbeit und Familie oder Freunden noch unzählige andere Dinge erledigen müssen. Doch was hat das mit der Ernährung zu tun? Mit solchen Fragen beschäftigen sich Fachberater und Fachberaterinnen für holistische Gesundheit.
Holistisch bedeutet ganzheitlich – holistische Gesundheits- bzw. Ernährungsberater betrachten den menschlichen Körper in seinem gesamten Umfeld als ein komplexes System, das durch verschiedene Faktoren beeinflusst und aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann. Im Gegensatz zu der klassischen Medizin untersuchen sie nicht nur die körperliche Ebene und behandeln Symptome, sondern ergründen die tiefer liegenden Ursachen und die Balance zwischen Körper, Geist und Seele.
Demzufolge gehen die Tätigkeiten einer ganzheitlichen Gesundheitsberaterin über die der klassischen Ernährungsberaterin hinaus. Sie sind allerdings keine Therapeuten und dürfen beispielsweise keine ärztlichen Diagnosen durchführen oder Medikamente verschreiben.
Des Weiteren besteht eine Verwandtschaft zu den Berufen des Ernährungswissenschaftlers, der Kauffrau im Gesundheitswesen, des Gesundheitsmanagers sowie der Betriebswirtin für Ernährungs- und Versorgungsmanagement.
Auch wenn in den Medien häufig neueste Methoden, welche unglaubliche Ergebnisse versprechen, angepriesen werden – eine einheitliche Regel, die auf alle Menschen anwendbar ist, existiert nicht. Der Fachberater für holistische Gesundheit hat den Durchblick über Unmengen von Ernährungstipps unserer heutigen Konsumgesellschaft und klärt seine Klienten über Ernährungsmythen auf. In Beratungsgesprächen geht er auf die gesamte Lebenssituation des Kunden ein. Er hinterfragt seinen psychischen Zustand und sucht nach den Ursachen für seine Gewohnheiten.
Anschließend wird ein individuelles Konzept entwickelt. Mit seinem Fachwissen in den Bereichen Anatomie, Physiologie und Nährstoffkunde erarbeitet der ganzheitliche Berater Ernährungspläne und Bewegungsangebote. Dabei geht er auf den persönlichen Bedarf und die Form der Aktivitäten seines Klienten ein. Ebenfalls bezieht er Komponenten wie Stress mit ein und schlägt Entspannungstrainings vor. Er informiert die Ratsuchenden obendrein über Suchtprävention und alternative Therapien.
Ein holistischer Gesundheitsberater erkennt psychische Erkrankungen rechtzeitig und fordert in diesem Fall therapeutische oder ärztliche Hilfe an. Hierbei darf er die juristischen und fachlichen Grenzen seiner Ausbildung nicht überschreiten. Allerdings kann er auch Menschen in ärztlicher Behandlung, welche zum Beispiel unter ernährungsabhängigen Krankheiten leiden, begleiten.
Üblicherweise betreut der Fachberater für ganzheitliche Gesundheit seinen Kunden vom ersten Beratungsgespräch bis zur erfolgreichen Umstellung seiner Ernährung. Dabei führt er Anamnesen durch, wertet Ernährungsprotokolle aus und coacht den Klienten. Zum Beispiel verhilft er ihm so zu der geeigneten Lebensmittelauswahl, wobei auch Einkaufstraining im Supermarkt möglich ist. Er erklärt Krankheiten aus naturheilkundlicher Sicht und versucht die Gesundheit der Menschen auf natürliche Weise zu erreichen. Trotzdem kennt er sich auch mit Nahrungsergänzungsmitteln aus und kann bewerten, welche Produkte des übersättigten Marktangebots sinnvoll und hilfreich eingesetzt werden können.
Neben der Ernährungsberatung betreibt ein holistischer Gesundheitsberater präventives Gesundheitsmanagement. Das heißt, er ist über heute weit verbreitete Volkskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes, Lebensmittelunverträglichkeiten und Herz-Kreislauf-Störungen im Bilde und teilt sein Wissen mit der Öffentlichkeit. Dies kann zum Beispiel in Form von Vorträgen in Firmen, Kochkursen, Fitnessstudios oder Bildungseinrichtungen geschehen.
Fachberater für holistische Gesundheitsberatung können mit ihrer Arbeit vielen Menschen zu einem besseren Körpergefühl und mehr Selbstbewusstsein verhelfen, chronische Leiden lindern und eine nachhaltige Lebensweise und Ernährungsweise vermitteln, die nicht von ständigen Symptomen wie Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen oder Hautproblemen geprägt ist.
Häufig sind Beraterinnen für ganzheitliche Gesundheit selbstständig und besitzen eine eigene Praxis. Holistische Gesundheitsberatung wird allerdings oft auch nebenberuflich praktiziert. Die Ernährungsberatung allein stellt eine individuelle Gesundheitsleistung dar und gilt als Privatbehandlung, weshalb sie nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen wird. Fachberaterinnen bieten ihre Dienste dann als sogenannte Individuelle Gesundheitsleistung (IGeL-Leistung) an.
Darüber hinaus können Gesundheitsberaterinnen auch in Ernährungsberatungsstellen, Gesundheitszentren oder Krankenkassen beschäftigt sein.
Der Beruf des ganzheitlichen Gesundheitsberaters kann nach einer mit einem Zertifikat abgeschlossenen Ausbildung zum Fachberater für holistische Gesundheit praktiziert werden. Eine solche ist zum Beispiel an der Akademie der Naturheilkunde (AKN) möglich.
Ebenfalls können während der Ausbildung (oder danach im Rahmen einer Weiterbildung oder einer gesonderten Ausbildung) Zusatzqualifikationen erworben werden, beispielsweise zum Fitnesstrainer oder Ernährungsberater für Sportler.
Weitere Aufstiegschancen und berufliche Perspektiven in der Branche kann der Fachberater für holistische Gesundheit durch ein Studium in Ernährungswissenschaften, Gesundheitspädagogik oder einem ähnlichen Bereich erlangen.
Gesundheitsberaterinnen arbeiten tagtäglich mit Menschen zusammen, die ihnen ihre Schwächen anvertrauen und subjektive Details aus ihrem Leben preisgeben. Deshalb muss eine Fachberaterin für ganzheitliche Gesundheit kommunikationsfähig, diskret und empathisch sein. Geschickte Gesprächsführung und bedachte Wortwahl stehen hier an erster Stelle.
Um ihre Klientinnen effektiv beraten zu können, sollte sie sich über aktuelle Entwicklungen und Trends informieren und diese anhand ihres Fachwissens selbstständig beurteilen. All ihre Entscheidungen müssen begründet und nach ausgiebiger Analyse der individuellen Umstände ihrer Kundinnen getroffen werden.