Durch den demografischen Wandel und die hierdurch bedingte Alterung der Bevölkerung nimmt Pflege einen immer größeren Stellenrang in der Gesellschaft und Arbeitswelt ein. Eine besonders hohe Bedeutung kommt daher den Tätigkeiten von Pflegewissenschaftlern und Pflegewissenschaftlerinnen zu: Sie arbeiten oftmals in medizinischen oder pflegerischen Einrichtungen und leiten dort auf Pflege spezialisierte Versorgungsbereiche, doch können ebenso in der theoretischen Forschung aktiv sein.
Eine ähnliche, oftmals auch überschneidende Aufgabe haben Gesundheitswissenschaftlerinnen inne. Weitere verwandte Berufe sind die des Pflegefachmanns, der Pflegeberaterin, des Pflegewirts, der Fachwirtin für ambulante medizinische Versorgung sowie des Gesundheitspädagogen.
Bei einer Wissenschaftlerin denken die meisten an eine rein theoretisch ausgerichtete Gelehrte, die im Büro eines empirischen Instituts angewandte oder Grundlagenforschung betreibt und dabei versucht, allgemein anwendbare Zusammenhänge zu entdecken. Tatsächlich sind manche Pflegewissenschaftlerinnen durchaus als bloße Forscherin aktiv und beschäftigen sich dann mit Themen wie etwa den Auswirkungen stagnierender Geburtenraten auf den generellen Pflegebedarf oder genetische Risikofaktoren für Pflegebedürftigkeit. Wie kann eine Volkswirtschaft eine zunehmende Häufung von Demenzerkrankungen abfedern? Wie müssen sich institutionelle Versorgungsstrukturen weiterentwickeln? Welche sozialen Faktoren müssen für eine erfolgreiche Betreuung beachtet werden? Eine Pflegewissenschaftlerin versucht, auf solche Fragen eine Antwort zu finden. Hierbei gewonnene Erkenntnisse hält sie dann in Fachartikeln oder Büchern fest und vermittelt dieses Wissen an Hochschulen oder bei Tagungen und Konferenzen.
Viele Pflegewissenschaftlerinnen tun jedoch genau das Gegenteil: Anstatt abstrakter Forschungsarbeit sind sie praktisch tätig und haben in Pflegeeinrichtungen eine Rolle inne, die der einer Gesundheitsmanagerin ähnelt. Dank ihres umfassenden und ganzheitlichen Wissens über Pflegemethoden, Therapieansätze und Versorgungssysteme stehen sie in der Regel als Führungskraft einer Pflegeeinheit oder einer gesamten Einrichtung vor und verantworten hier etwa sämtliche Personalbelange. Hierzu gehören zum Beispiel:
Ebenso können Pflegewissenschaftlerinnen kaufmännische Pflichten übernehmen und zeichnen sich dann für Budgetkalkulationen und Krankenkassenabrechnungen verantwortlich. Weiterhin übernehmen sie oftmals Verantwortlichkeiten im sogenannten Case Management, wo der Pflegebedarf für einen konkreten Einzelfall ermittelt wird. Hiervon ausgehend koordiniert eine Pflegewissenschaftlerin dann entsprechende Versorgungsmaßnahmen und sorgt dafür, dass pflegerische, medizinische und soziale Dienstleistungsfaktoren aufeinander abgestimmt sind. Auf übergeordneter Ebene bestimmt sie zudem die Pflegestandards und legt grundlegende Behandlungskonzepte fest. Es handelt es hier also um einen überaus verantwortungsvollen und vielseitigen Beruf mit leitender Funktion.
Eine Pflegewissenschaftlerin arbeitet gewöhnlicherweise in pflegerischen bzw. medizinischen Einrichtungen des Gesundheitswesens und Sozialwesens. Typische Beispiele hierfür sind Krankenhäuser, Kliniken, Pflegeheime, Altenheime und Rehabilitationseinrichtungen. Ebenso kann sie bei Sozialverbänden und Wohlfahrtsorganisationen beschäftigt sein. Mancherorts finden sich auch Pflegewissenschaftlerinnen in Verbänden der Sozialversicherungsträger.
Sofern eine Pflegewissenschaftlerin hingegen eine reine Forschungskarriere anstrebt, so ist sie an Universitäten, Fachhochschulen oder sonstigen Bildungseinrichtungen tätig. Hier gibt sie ihr umfangreiches Wissen dann außerdem an die nächste Generation weiter, weswegen Pflegeschulen ebenso als Arbeitgeber taugen.
Pflegewissenschaftler haben normalerweise ein fachlich passendes Studium absolviert. Als Hochschulfächer eignen sich vor allem Pflegewissenschaften oder Gesundheitswissenschaften, doch auch ein Abschluss in Gesundheits- und Pflegemanagement, Gesundheits- und Krankenpflege oder Pflege- und Gesundheitspädagogik kann zum Ziel führen. Die Ausbildung beinhaltet in den meisten Fällen ausgedehnte Praxisphasen.
Auch während der Berufstätigkeit sollten Pflegewissenschaftler ihr Wissen via Fortbildung regelmäßig auffrischen und erweitern. Hier bieten sich zum Beispiel folgende Fachgebiete an:
Ein Pflegewissenschaftler sollte gerne mit Menschen und vor allem Senioren arbeiten. Hier zeichnet ihn idealerweise Empathie und Kommunikationstalent aus. In stressigen Situationen sind dann auch Ruhe und ein selbstbewusstes wie auch verständnisvolles Auftreten hilfreich. Weitere wichtige Eigenschaften sind eine hohe Serviceorientierung sowie psychische Belastbarkeit.
Auf fachlicher Ebene sollten Pflegewissenschaftler echte Allrounder sein, die sich mit allen pflegerischen Themen auskennen und zudem großes medizinisches Verständnis mitbringen. Im Tagesalltag sind analytische Fähigkeiten und sachliches Denken vonnöten, nicht minder bedeutend sind weiterhin planerisches Vermögen, Selbstständigkeit sowie Flexibilität. Aufgrund ihrer leitenden Position sind Führungsqualitäten ebenso unabdingbar.