Fachliche Leitung Physiotherapie

Besonders wichtig ist die Unterscheidung zwischen der fachlichen Leiterin und der Praxisinhaberin. Obwohl die fachliche Leitung einige Aufgaben übernimmt, die in der Verantwortung des Praxisinhabers liegen können, hat er weniger Verantwortung. Zwar legt die Praxisinhaberin die Aufgaben der fachlichen Leiterin fest, jedoch ist die Praxisinhaberin in der Regel weiterhin für die Abrechnung mit den Krankenkassen und die Kontrolle, ob die Verordnungen abrechnungsfähig sind, verantwortlich. Darüber hinaus beraten sie weiterhin die im Unternehmen tätigen Mitarbeiter im Arbeitsrecht und kümmern sich um Fragen der Personalverwaltung, die beispielsweise die Urlaubsgewährung, Urlaubseinteilung, Personalplanung sowie die Einstellung und Entlassung von Mitarbeiterinnen betreffen. Eine fachliche Leiterin hat nicht die Befugnis zu kontrollieren, in welcher Art und Weise die restlichen Therapeutinnen die Behandlung durchführen. Dies ist immer noch die Aufgabe der Praxisinhaberin.

Fachliche Leiterinnen sind verpflichtet, an Fortbildungen teilzunehmen. Leiterinnen achten darauf, dass die Behandlung der Patienten, die sie selbst nicht behandeln können, durch geeignete Maßnahmen sichergestellt ist. Zusätzlich tragen sie die Verantwortung, dass die Patienten in der Praxis ordnungsgemäß und qualifiziert entsprechend der ärztlichen Verordnung behandelt werden. Fachliche Leiterinnen passen auf, dass Patienten von lizenzierten Therapeuten behandelt werden. Ist dies nicht der Fall, muss sie die Therapie unterbinden. Sie führt die Fachaufsicht über die therapeutischen Behandlungen. Wie bereits erwähnt, kann die Praxisleitung entscheiden, wie viel Verantwortung sie der fachlichen Leiterin überträgt. In manchen Fällen kann die fachliche Leiterin auch Aufgaben wie das Kontrollieren der Arbeitszeiten der anderen Therapeuten übernehmen oder den Personaleinsatz planen. Außerdem könnte sie ärztliche Verordnungen auf ihre Abrechnungsfähigkeit prüfen und die Abrechnungen vorbereiten.

Neben der Aufgabe als fachliche Leiterin geht sie dem Berufsalltag der Physiotherapeutin nach. Physiotherapeutinnen behandeln Menschen, die aufgrund von Krankheit, Verletzung, Behinderung oder des Alters bewegungseingeschränkt sind. Ebenso führen sie auch vorbeugende Therapiemaßnahmen durch. Sie planen Behandlungen sowie Beratungen und führen Untersuchungen und Behandlungen durch. Darunter fallen beispielsweise Bewegungstherapie, Übungstherapie, Atemtherapie oder Massagen. Nachdem sie eine Übung erklärt und wenn nötig vorgeführt haben, geben sie Hilfestellungen bei der Bewegungsausführung der Patienten und leiten sie zur eigenständigen Ausführung an. Im Anschluss an eine Behandlung und als Vorbereitung auf die nächste Therapiesitzung protokollieren sie Behandlungsverläufe und werten diese aus.

Fachliche Leiter in der Physiotherapie gehen der Tätigkeit des Physiotherapeuten nach. Daher arbeiten sie in Krankenhäusern beziehungsweise in Klinken, in Facharztpraxen oder in physiotherapeutischen Praxen. Des Weiteren können sie in Altenheimen, in Rehabilitationszentren oder in Einrichtungen zur Eingliederung und Pflege von Menschen mit Behinderung arbeiten. Ebenso ist es einem fachlichen Leiter in der Physiotherapie möglich, in Fitnesszentren, Sportvereinen oder in Wellnesshotels zu arbeiten.

Um fachliche Leiterin in der Physiotherapie zu werden, muss eine abgeschlossene Berufsausbildung beziehungsweise ein Hochschulabschluss als Physiotherapeutin vorliegen. Früher hieß die Berufsbezeichnung der Physiotherapeutin noch Krankengymnastin. Auch Krankengymnastinnen dürfen die Position der Leiterin übernehmen. Fachliche Leiterinnen verfügen über Berufserfahrung als Physiotherapeutin, bevor sie Leiterin werden. Als Leiterin werden häufig Mitarbeiterinnen besetzt, die schon vorher in der Einrichtung tätig waren, da es in der Regel für Externe schwer ist, die Position einzunehmen. Sie können die Mitarbeiterinnen schlechter einschätzen und sich schwerer die Akzeptanz von ihrem Team erarbeiten. Fachliche Leiterinnen weisen Qualifikationen in den Bereichen Arbeitsrecht, Betriebswirtschaft, Organisation, Mitarbeiterführung und soziale Rentabilität vor. Je qualifizierter eine Leiterin ist, desto besser und desto einfacherer für die Praxisleitung. Häufig arbeitet eine Leiterin 30 Stunden pro Woche und steht als Therapeutin zur Verfügung. Ebenso ist es möglich, die Stelle auf zwei Teilzeitstellen aufzuteilen.

In manchen Fällen wird eine fachliche Leiterin nur gebraucht, damit die Stelle besetzt ist. In diesem Fall kompensieren sie lediglich die Abwesenheit der Praxisinhaberin. Sie verpflichten sich allerdings trotzdem dazu, an Fortbildungen teilzunehmen, tragen jedoch weniger Verantwortung im Berufsalltag.

Fachliche Leiterinnen können sich weiterbilden, indem sie sich für einen der folgenden Studiengänge entscheiden:

• Biomechanik
• Humanmedizin
• Medizinische Assistenz
• Motologie
• Physiotherapie
• Rehabilitationspädagogik
• Sonderpädagogik
• Tanz- und Bewegungstherapie
• Therapiewissenschaft

Eine fachliche Leiterin kann sich ebenso durch eine kaufmännische Weiterbildung fortbilden:

• Betriebswirt/-in (Fachschule) – Management im Gesundheitswesen
• Fachwirt/-in – Gesundheits- und Sozialwesen
• Fachwirt/-in Fitness
• Qualitätsbeauftragte/-r – Gesundheits-/ Sozialwesen

Da fachliche Leiter in der Physiotherapie ebenso den alltäglichen Tätigkeiten des Physiotherapeuten nachgehen, ist im Umgang mit den Patienten Einfühlungsvermögen gefragt. Außerdem müssen Physiotherapeuten psychisch stabil sein, da sie mit schweren Schicksalen wie den Folgen eines Unfalls, einer Behinderung oder einer unheilbaren Krankheit konfrontiert sind. Ebenso wichtig ist die Fähigkeit, sich in Menschen einfühlen zu können und mit pädagogischem Geschick die Patienten zum eigenständigen Ausführen der Bewegungen und Übungen zu motivieren. Gerade die Position der fachlichen Leitung benötigt ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, da sie eine Stufe unter der Praxisleitung steht.