Ob in der Chemie, der Holzindustrie oder im Bau – Geselle bzw. Gesellin ist die Bezeichnung für eine mit der Gesellenprüfung abgeschlossene Ausbildung im Handwerk und existiert in ihrer Form schon seit dem Mittelalter, wo der Geselle Teil einer Zunft war.
Als Handwerkerin kann die Gesellin in ganz verschiedenen Branchen tätig sein und ist im Betrieb für entsprechende praktische Arbeiten zuständig.
Früher gingen Gesellinnen nach abgeschlossener Ausbildung auf Pflichtwanderjahre, die sogenannte Walz, welche dazu dienten, bei anderen Meisterbetrieben berufliche Erfahrung zu sammeln. Dieser Brauch wird allerdings nur noch sehr selten und auf freiwilliger Basis praktiziert.
Eine Gesellin erledigt die in ihrem Handwerk üblichen Arbeiten oder Dienstleistungen sowie Aufträge ihrer Vorgesetzten, in der Regel der Meisterin. Die konkreten Tätigkeiten lassen sich nur schwer verallgemeinern.
Als Maurerin ist sie beispielsweise an der Errichtung von Gebäuden oder Straßen beteiligt und arbeitet meist auf einer Baustelle, wo sie Maschinen und Werkzeuge bedient, Gerüste aufbaut, Leitungen legt oder auch Dämmungen anbringt. Das passgenaue Vermauern von Ziegeln sowie Endarbeiten wie das Verputzen von Wänden oder Verlegen des Estrichs gehört ebenfalls zu ihren Aufgaben.
Ist sie hingegen als Kfz-Mechatronikerin tätig, ist die Reparatur und Wartung von Autos und anderen Fahrzeugen ihr Fachgebiet. Sie führt Inspektionen durch und ermittelt Fehler, montiert Bauteile und behebt die aufgetretenen Defekte. Hierfür muss sie sich besonders mit elektronischen und mechatronischen Systemen auskennen.
Neben vielen technischen Berufen kann die Gesellin gleichermaßen den Beruf einer Friseurin, Malerin oder Metzgerin ausüben. Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig.
Der Arbeitsort kann je nach ausgeübter Tätigkeit extrem unterschiedlich ausfallen und beispielsweise eine Werkstatt, ein Studio oder eine Baustelle sein. In der Regel sind Gesellen Angestellte eines Betriebs. Auch ohne den Besitz des Meisterbriefes besteht mit entsprechender Berufserfahrung die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen.
Mit Abschluss ihrer Ausbildung und Bestehen der Gesellenprüfung erhält die Absolventin den sogenannten Gesellenbrief. Anschließend kann sie Berufserfahrung sammeln oder auch direkt mit der Ausbildung zur Meisterin beginnen. Als solche ist sie Expertin in ihrem Handwerk und befähigt, selbst Gesellen auszubilden, einen eigenen Betrieb zu gründen oder ein Studium zu beginnen. Der Meistertitel ist auf der Ebene des Bachelorabschlusses angesiedelt, allerdings ist es nicht möglich, direkt in ein Masterstudium einzusteigen. Nach dem Studium kann sie beispielsweise als Ingenieurin arbeiten und hat dank ihrer fundierten Kenntnisse sehr gute berufliche Chancen.
Alternativ zur Meisterin kann sich die Gesellin durch Weiterbildungen qualifizieren und zum Beispiel den Beruf der Servicetechnikerin oder Verkäuferin wahrnehmen.
Zu früheren Zeiten galten Gesellen als wahre Vorzeigebürger und waren verpflichtet, den strengen Regeln der Zünfte und Meister Folge zu leisten. Auch wenn das heutzutage nicht mehr der Fall ist – zumindest ein freundliches Auftreten ist in vielen Handwerksberufen wichtig.
Neben Kommunikationsfähigkeit und kundenorientiertem Arbeiten sollte ein Geselle seine Aufgaben sorgfältig und zuverlässig erledigen. Gute Teamarbeit ist häufig vorteilhaft, die Bereitschaft zur Fortbildung nützlich, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Idealerweise interessiert sich der Geselle für sein Fachgebiet und findet Freude an seinen Tätigkeiten.