Eine Tagesmutter oder ein Tagesvater, in der Mehrzahl Tageseltern genannt, betreut privat bis zu fünf Kinder außerhalb der Wohnung ihrer Eltern oder Erziehungsberechtigten. Dazu benötigen sie eine Pflegeerlaubnis durch das Jugendamt, das die auf Landesebene unterschiedlich geregelten Bestimmungen für die Kindertagespflege durchsetzt. Die geringere Anzahl an Betreuungsplätzen unterscheidet Tageseltern von Kitas oder Kindergärten und macht sie für Eltern attraktiv, die sich eine persönliche und flexiblere Betreuung ihrer Kleinen wünschen.
Da zusätzliche Angebote der Kinderbetreuung gefragt sind, soll das Berufsbild zunehmend professionalisiert werden; in diesem Rahmen soll sich auch die Bezeichnung als Kindertagespflegeperson durchsetzen. Bisher handelt es sich bei Tagesmutter bzw. Tagesvater noch nicht um einen staatlich anerkannten Beruf. Nicht zu verwechseln sind Tageseltern mit Kinderbetreuern und Kinderbetreuerinnen, die Kinder im Haushalt ihrer Familien betreuen.
Weitere verwandte Berufe sind Erzieher, pädagogische Hilfskraft, Kinderpfleger bzw. sozialpädagogischer Assistent, Kindergärtnerin und Kinderbetreuer.
Eine Tagesmutter hat flexible Arbeitszeiten, die sie auf die Bedürfnisse ihrer Kundinnen, also Eltern und Erziehungsberechtigte, anpasst. Oft beginnt ihr Tag früh, noch bevor die Erziehungsberechtigten ihre Arbeit beginnen. Die Eltern bringen ihre Kinder in die private oder eigenes angemietete Wohnung der Tagesfamilie. Von da an begehen Tagesmutter und Kinder gemeinsam den Tag: Mit freiem oder angeleitetem Spiel, Erzählen, Vorlesen und Ruhephasen. Die Tagesmutter unternimmt Outdoor-Aktivitäten mit ihren Schützlingen, geht mit ihnen spazieren, zum Picknick in den Park oder auf den Spielplatz. Um bei der aktiven Betreuung von bis zu fünf Kinder den Überblick zu behalten, beruht die Arbeit von Tageseltern auf guter Vorbereitung. Ein Mittagessen auf den Tisch zu zaubern, während die Kleinen um sie herumtollen, ist leichter gesagt als getan – praktischer ist es daher oftmals, rechtzeitig und kindgerecht eingekauft und vorgekocht zu haben. Zur Vorbereitung gehört selbstverständlich auch, dass eine Tagesmutter sich bei den Eltern über Allergien und Unverträglichkeiten informiert.
Neben der Betreuung hat die Tagesmutter auch die altersgerechte Förderung ihrer Schützlinge im Blick: Sie malt und musiziert mit ihnen, unterstützt sie bei der Sprachentwicklung und leistet seelischen Beistand bei alltäglichen Problemen sowie schlichtet und tröstet im Bedarfsfall. Dazu ist es wichtig, dass die Kinder Vertrauen zu ihren Tageseltern aufgebaut haben – gerade zu Beginn eine besondere Herausforderung, die die Tagesmutter mit viel Einfühlungsvermögen meistert. Dabei helfen ihr die regelmäßigen Gesprächen mit den Erziehungsberechtigten, bei denen sich Tageseltern und Eltern über das Kind austauschen.
Da Tageseltern in der Regel freiberuflich arbeiten, fallen auch zahlreiche Büroarbeiten an. Rechnungen wollen erstellt, Steuer- und Versicherungsfragen bearbeitet und Betreuungsverträge mit den Eltern aufgesetzt und unterzeichnet werden. Darin legen Tageseltern und Eltern fest, welche betreuerischen Pflichten und Rechte die Tagesmutter hat und verständigen sich individuell über Bezahlung, Betreuungs- oder Ferienzeiten und sogar Erziehungsmethoden.
Sicherheit in rechtlichen Fragen schafft der Kontakt zu den zuständigen Finanzämtern und Jugendämtern. Letztere können auch als Kontaktbörse zu Eltern und Erziehungsberechtigten fungieren. Denn: Tageseltern müssen Selbstmarketing betreiben, um sich einen Kundenstamm aufzubauen. Dazu pflegen sie etwa ein Profil auf einer Internetplattform, die Vermittlungsarbeit leistet, tauschen sich mit anderen Tageseltern aus oder gestalten Aushänge.
Tagesväter arbeiten in der Regel als Selbstständige. Je nach Bundesland sind unterschiedliche gesetzliche Bestimmungen zu beachten. In der Regel werden Tageseltern als Freiberufler eingestuft. Das heißt, dass sie zur Ausübung ihres Berufs in den meisten Fällen kein Gewerbe anmelden müssen. Jugendämter erteilen selbstständigen Tagesvätern die Pflegeerlaubnis, nachdem sie unter anderem die Räume inspiziert haben, in denen die Kinderbetreuung stattfinden soll: Dabei kann es sich um die Privaträume des Tagesvaters oder eigens angemietete Räume handeln. Voraussetzung sind genügend Platz, ausreichend Spielmaterialien, ein gepflegter Zustand und ein kindgerechtes Umfeld der Wohnung. Tageseltern können in einigen Bundesländern auch in einer gemeinsamen Großtagespflege tätig sein. Auch hier gibt es spezifische Bestimmungen, die durch das Jugendamt geprüft werden müssen.
Werden Kinder im Haushalt der Erziehungsberechtigten betreut, muss das Jugendamt dagegen keine Pflegeerlaubnis aussprechen – hier ist dann offiziell nicht mehr von Tageseltern die Rede, sondern von Personensorgeberechtigten bzw. Kinderbetreuern und Kinderbetreuerinnen, die bei den Eltern angestellt sind.
Die Erlaubnis, als Tagesmutter tätig zu sein, erteilen die zuständigen Behörden, namhaft das Jugendamt, nach Vorgaben des jeweiligen Bundeslands. Die Pflegeerlaubnis setzt keine spezifische Berufsausbildung voraus, sondern wird auf Basis der persönlichen Eignung der Tagesmutter und des Orts, an dem diese ihre Schützlinge künftig betreuen möchte, erteilt. Seit 2006 sind außerdem sowohl die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs am Kind als auch der Abschluss einer Fortbildung für eine pädagogische Zertifizierung Pflicht. Entsprechende Fortbildungsprogramme werden neben Jugendämtern von Volkshochschulen, Bildungsstätten und Tageselternvereine angeboten und nehmen 160 bis 300 Unterrichtsstunden in Anspruch. Personen mit einer abgeschlossenen pädagogischen Berufsausbildung, etwa zur Erzieherin, müssen kein zusätzliches Zertifikat nachweisen.
Die Pflegeerlaubnis muss alle fünf Jahre erneuert werden. Zu den zentralen Voraussetzungen, die die Mitarbeiterinnen des Jugendamts durch Einzelgespräche und bei Hausbesuchen prüfen, gehören:
Die gesundheitliche Eignung muss von einer Hausärztin bestätigt werden – zusätzlich verlangt das Jugendamt ein Polizeiliches Führungszeugnis sowie den Nachweis über eine abgeschlossene Haft- und Unfallversicherung.
In diesem Beruf fallen persönliche Qualitäten besonders ins Gewicht. Die Arbeit mit Kindern setzt viel Einfühlungsvermögen und ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl voraus. Dank ihrer Kreativität haben Tagesväter immer neue Ideen, wie sie ihre Schützlinge beschäftigen und in ihrer Entwicklung fördern können. Kinder sind nicht immer leicht: Neben der Freude an gemeinsamen Aktivitäten sind Belastbarkeit und Durchsetzungsvermögen gefragt.
Ein respektvoller Umgang ist in der Kinderbetreuung genauso wichtig wie im Gespräch mit ihren Eltern oder Erziehungsberechtigten. Um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein, nennen Tagesväter eine strukturierte Arbeitsweise ihr Eigen. Diese kommt den Selbstständigen auch dann zugute, wenn sie bürokratische Aufgaben erledigen.