Als Erziehungsstellen werden professionell arbeitende Familien, Paare oder Einzelpersonen, mit mindestens einer Person mit pädagogischer Ausbildung, bezeichnet, die hilfsbedürftigen Kinder bei sich aufziehen. Erziehungsstellen kümmern sich darum, dass junge Menschen in einem familiären Umfeld aufwachsen können. Besonders Waisenkinder, Kinder in Kinderheimen oder Kinder, die aus den verschiedensten Gründen nicht in ihrer Herkunftsfamilie bleiben können, profitieren davon.
Vergleichbare Berufe sind Erzieher, Erzieherhelferinnen, Erziehungsberater oder Kindheitspädagoginnen.
In einer Erziehungsstelle kümmert sich eine Familie um ein fremdes Kind, das aus verschiedensten Gründen nicht bei seiner Herkunftsfamilie bleiben kann. Das bedeutet, die Erziehungsstelle hat die Pflicht, sich um das Kind zu kümmern und dafür zu sorgen, dass das Kind eine vernünftige Erziehung erfährt. Die Kindererziehung als oberste Pflicht der Erziehungsstelle äußert sich in erster Linie darin, Werte zu vermitteln, Grenzen zu setzen und sie mit Regeln vertraut zu machen. Ebenso sollten sie ihre Ziehkinder bei ihren Entscheidungen unterstützen und sie ermutigen, eigene Entscheidungen zu unterstützen. Wie der konkrete Erziehungsstil aussieht, unterscheidet sich von Kind zu Kind. Je nach Situation müssen die Erziehungsstellenfamilien mit Fingerspitzengefühl einen autoritäreren oder einfühlsamen Erziehungsstil anwenden. Letztendlich haben die Eltern die Aufgabe, ein Vorbild für die Kinder zu sein aber ebenso auf ihre Bedürfnisse einzugehen.
Eine Erziehungsstelle hat ihren Platz in den eigenen vier Wänden. Die aufgenommenen Kinder leben in der Wohnung oder dem Haus der Erziehungsstelle im Idealfall wie in ihrer eigenen Familie.
Grundsätzlich bekommen Erziehungsstellenfamilien finanzielle Unterstützung von den zuständigen Jugendämtern in Form eines monatlichen Pflegegeldes. Außerdem bekommen die Familien einen steuerfreien Erziehungsbeitrag und haben Anspruch auf einen Teil des Kindergeldes und Zuschüsse für Unfallversicherung, Altersvorsorge und Bekleidung.
Manche Vermittlungseinrichtungen bieten den Erziehungsstellen auch ein monatliches Einkommen in Höhe eines Angestelltenverhältnisses in Vollzeit. Bei proFam ist dies beispielsweise ab der Aufnahme von zwei Kindern möglich.
Dadurch soll es möglich sein, sich voll und ganz der Erziehung widmen zu können. Da die Kinder aber auch in die Schule oder die Kita gehen, kann neben den Pflichten als Erziehungsstelle auch ein anderer Beruf ausgeübt werden.
Der Weg zur Erziehungsstelle führt in aller Regel über sorgfältige Auswahlverfahren, in dem die Eignung einer Familie, eines Paares oder einer Einzelperson geprüft wird. Die wichtigsten Kriterien sind eine pädagogische Vorbildung, ausreichend Wohnraum, gesicherte finanzielle Verhältnisse und ein einwandfreies erweitertes Führungszeugnis. Außerdem wird die persönliche Eignung in mehreren mehrstündigen Gesprächen mit der vermittelnden Agentur überprüft.
Um eine Erziehungsstelle zu sein, ist es besonders wichtig, belastbar zu sein und, sich dessen bewusst zu sein, was es bedeutet, sich um ein Kind zu kümmern. Dementsprechend sind ein großes Verantwortungsbewusstsein und generell verantwortungsvolles Handeln in einer Erziehungsstelle äußerst wichtig. Darüber hinaus braucht es in einer Erziehungsstelle immer ein gutes Einfühlungsvermögen und Verständnis für den Hintergrund des aufgenommenen Kindes. Die Erziehungsstellenfamilie bzw. vor allem die Eltern sollten flexibel sein und Fingerspitzengefühl bei der Kindeserziehung beweisen.