Als Epithesen werden Nachbildungen von Gesichtsteilen bezeichnet, die für Menschen hergestellt werden, die mit einer Fehlbildung im Gesicht und Halsbereich geboren wurden oder mit dieser beispielsweise seit einem Unfall leben müssen. Epithetiker und Epithetikerinnen haben die naturgetreue Modellierung dieser Nachbildungen zur Aufgabe.
Für diesen Beruf wird auch die Bezeichnung Anaplastologe bzw. Anaplastologin verwendet.
Ähnliche Berufe sind Rehatechniker, Medizintechnikerin, Zahntechniker, Zahntechnikermeisterin, Ingenieur für Medizintechnik und Plastische Chirurgin.
Bevor ein Epithetiker mit der Nachbildung eines Gesichtsteils beginnt, führt er zunächst ein Beratungsgespräch mit dem Patienten. Er informiert den Patienten bezüglich der epithetischen Möglichkeiten, die infrage kommen, und berücksichtigt dabei auch die Befunde der behandelnden Ärzte und Ärztinnen. Er bespricht die Anforderungen an die Nachbildung mit dem Patienten und nimmt dessen Wünsche mit in die Planung auf. Um die Epithese so herstellen zu können, dass sie genau in das Gesicht oder den Halsbereich des jeweiligen Patienten passt, nimmt er Abformungen des betroffenen Bereichs vor.
Anschließend fertigt der Epithetiker die Nachbildung an, üblicherweise verwendet er dafür Materialien wie Silikon und Glas. Er passt die Epithese exakt an die Hautfarbe und das Hautbild des Patienten an, um ein möglichst naturgetreues Ergebnis zu erzielen. Um die Epithese im Gesicht des Patienten befestigen zu können, bringt er Druckknöpfe, Magneten oder andere Elemente zur Befestigung an, die zuvor auch im Knochen des Patienten implantiert wurden.
Nachdem die Epithese dem Patienten eingesetzt wurde, erklärt der Epithetiker ihm die richtige Handhabung und Pflege. Bei Nachsorgeterminen überprüft er anschließend den Zustand und den Halt der Epithese und führt bei Bedarf Anpassungen durch.
Epithetiker finden vor allem im Gesundheitswesen eine Anstellung. Unter anderem arbeiten sie in Krankenhäusern, in zahntechnischen Laboratorien und bei Unternehmen, die epithetische Produkte herstellen. Auch in Hochschulkliniken und Facharztpraxen können Epithetiker eine Beschäftigung finden.
Für eine Tätigkeit als Epithetikerin ist ein Studium bzw. eine Ausbildung oder Weiterbildung in den Bereichen Zahnmedizin oder Orthopädietechnik erforderlich. Möglich ist unter anderem ein Studium der Zahnmedizin, wobei das grundständige Studium üblicherweise in elf Semestern und das weiterführende Studium in vier bis fünf Semestern absolviert wird. Auch eine Ausbildung zur Zahntechnikerin oder eine Meisterweiterbildung zur Zahntechnikermeisterin ermöglicht den Einstieg in diesen Beruf. Letztere setzt in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung zur Zahntechnikerin voraus. Für Epithetikerinnen, die diese Weiterbildung bisher nicht abgeschlossen haben, stellt sie eine Möglichkeit zur beruflichen Weiterentwicklung dar.
Eine weitere Option zur Verbesserung der eigenen Karrierechancen stellt ein Studium dar. Neben dem bereits erwähnten Studiengang Zahnmedizin bietet sich auch der Studiengang Medizinische Zahntechnik an.
Anpassungsweiterbildungen bieten Epithetikerinnen die Möglichkeit, ihr erworbenes Wissen in einzelnen Bereichen zu erweitern, zu vertiefen oder auf den neuesten Stand zu bringen. Anpassungsweiterbildungen werden unter anderem in den folgenden Themenbereichen angeboten:
Für den Beruf der Epithetikerin sind Einfühlungsvermögen, Kommunikationsstärke und psychische Belastbarkeit wichtig, da die Arbeit Kontakt zu Menschen mit Fehlbildungen oder Amputationen im Bereich des Gesichts oder des Halses mit sich bringt. Um Gesichtsformen zu modellieren, sollten Epithetikerinnen zudem Sorgfalt und handwerkliches Geschick mitbringen. In Laboren sind sie häufig starken Gerüchen und Dämpfen ausgesetzt – hierfür sollte also eine Bereitschaft vorhanden sein.