Unter dem Begriff Aufmaß wird zum einen das Ausmessen und Aufzeichnen eines Gebäudes oder Bauwerks verstanden. Die dadurch entstehenden Bauzeichnungen dienen als Grundlage für eine anschließende Bauplanung. Zum anderen bezeichnet das Aufmaß die Ermittlung des Umfangs der dafür benötigten Bauleistungen. Diese Tätigkeiten werden in dem Beruf des Aufmaßtechnikers beziehungsweise der Aufmaßtechnikerin vereint: Sie verfolgen den Anspruch, qualitativ hochwertige Flächenberechnungen mit einheitlichen Standards zu konzipieren. Damit wird dieser Berufsweg den komplexen Anforderungen an die Bauabrechnung und deren Dokumentation gerecht.
Die Aufgabenfelder der Aufmaßtechnikerin überschneiden sich stark mit denen des Baumeisters, der Bauingenieurin, des Baudirektors (im Beamtenverhältnis) sowie der Bautechnikerin und des Bauabrechners.
Die Aufmaßtechnikerin übernimmt wesentliche Aufgaben innerhalb der im Bauwesen angesiedelten Planungs- und Abrechnungsprozesse. Sie arbeitet nicht nur an Gebäuden oder Bauwerken insgesamt, sondern auch mit den benötigten Einzelelementen wie Fenstern, Türen, Überdachungen, Markisen und sonstigen Gegenständen.
Um den spezifischen Baumaßnahmen und Planungsvorhaben gerecht zu werden, führt die Aufmaßtechnikerin das exakte Aufmaß dieser Gegenstände oder Immobilien durch. Das bedeutet, sie berechnet die für den Bau beabsichtigte Fläche aus und ermittelt dann die Menge der anzuschaffenden Bauelemente. Anschließend unternimmt sie deren Bestellung und dokumentiert dabei jegliche Kosten.
In einem nächsten Schritt beurteilt sie das voranschreitende Bauprojekt. Hier kommt der Aufmaßtechnikerin ein umfassendes fachliches Verständnis zugute, um die einzelnen Gewerke am Bau nach den spezifischen Anforderungen aufzustellen, darzulegen und zu dokumentieren. Dafür erstellt sie technische Unterlagen. Für die zu erledigenden Montagearbeiten erteilt die Aufmaßtechnikerin außerdem Aufträge an Baudienstleister und Materialzulieferer.
Die Dokumentation des Bauvorhabens wird durch das schriftliche Festhalten möglicher Risiken geleistet. Diese finden Eingang und Beachtung bei der Erstellung von Aufmaßplänen, Grundrissplänen und Detailplänen.
Für die Bauabrechnung selbst rechnet die Aufmaßtechnikerin nach den Ausführungsplänen, dem Aufmaßplan und den benötigten Baumaterialien sowie dokumentierten Dienstleistungen ab. Im Rahmen der Kostenkalkulation steht sie daher in einem ständigen Austausch mit Dienstleistern und Zulieferern. Sie stimmt sich auch während des Bauprozesses mit diesen Parteien sowie den am Bau beteiligten Bereichsleitern ab. Die Aufmaßtechnikerin ist dabei Ansprechpartnerin in allen technischen und kaufmännischen Angelegenheiten. Sie steht ebenfalls in einem engen Kontakt mit den Kunden, für welche sie das Bauvorhaben durchführt und währenddessen beratend zur Seite steht.
Aufmaßtechnikerinnen sind als Angestellte oder Selbstständige in nahezu allen Bereichen des Bauwesens anzutreffen: Sie können sowohl im Bauhaupt- als auch Baunebengewerbe arbeiten. Damit stehen ihnen folgende Fachrichtungen und Spezialisierungen offen:
Die Ausbildung zum Aufmaßtechniker ist durch das Zentrum für Aufmaße im Bauhandwerk (ZAB) geregelt und richtet sich in erster Linie an Handwerksmeister, ausgebildete Bautechniker und Bauingenieure. Somit handelt es sich beim Aufmaßtechniker um einen Fortbildungsberuf, welcher patentiert ist. Neben den genannten beruflichen Vorbildungen können auch die abgeschlossene Ausbildung als Schreiner oder Tischler zur Tätigkeit als Aufmaßtechniker führen.
Die Fortbildung zum Aufmaßtechniker dauert in der Regel acht Monate und wird an verschiedenen Standorten in Deutschland angeboten. Aufmaßtechniker können sich ebenso über Fernlehrgänge ausbilden lassen.
Während der Ausbildung werden Lehrmethoden wie klassische Vorträge, Praxisübungen, Impulsreferate, moderate Gruppendiskussionen, Einzel- und Gruppenarbeiten sowie Präsentationen und praktische Einheiten abgehalten. Bei diesen dreht sich alles um Inhalte wie Geometrie, ZAB-Normen, Regelwerke, Aufmaß- und Mengenermittlung nach VOB und DIN 277 sowie die Bereiche Dokumentation und Softwarelösungen.
Neben dem klassischen Ausbildungsweg ist es ebenfalls möglich, durch einen Quereinstieg die Tätigkeiten eines Aufmaßtechnikers auszuüben. So sind die Berufe des technischen Zeichners, Tischlers, Fenster- oder Metallbauers, Dachdeckers oder ähnliche Berufsfelder aus der Bauwirtschaft gängige Grundlagen zum Einstieg. Somit sind ausreichend Erfahrungen fachlicher und praktischer Natur von essenzieller Wichtigkeit.
Weil der Berufsweg des Aufmaßtechnikers durch eine Fortbildung beschritten wird, sind fachliche Vorkenntnisse erforderlich. Diese werden durch eine abgeschlossene Berufsausbildung als Handwerksmeister, Bautechniker oder Bauingenieur sowie eine damit verbundene mehrjährige Berufserfahrung nachgewiesen. So kennen sich künftige Aufmaßtechniker in der Regel bereits mit den grundlegenden Abläufen der Bauabrechnung, Aufmaßerstellung und Mengenberechnung aus. Sie bringen ein räumliches Vorstellungsvermögen, Verständnis für Baupläne sowie bauliche Zusammenhänge mit und haben Anwenderkenntnisse im Bereich Bausoftware.
Das persönliche Anforderungsprofil an einen Aufmaßtechniker zeichnet sich durch eine sorgfältige und präzise Arbeitsweise aus. Er arbeitet lösungsorientiert und eigenverantwortlich. Dafür ist großes Organisationsgeschick gefragt. Um den Vorstellungen der Kunden gerecht zu werden, bedarf es guter Kommunikationsstärke sowie sozialer Kompetenz. Damit die Dokumentation der Baumaßnahmen problemlos gewährleistet werden kann, sollten Aufmaßtechniker zudem EDV-Kenntnisse mitbringen. Diese ermöglichen die fachgerechte Erstellung von Montageaufträgen sowie technischen Unterlagen.
Der Aufmaßtechniker sollte außerdem eine gewisse körperliche Fitness mitbringen, da er auf den Baustellen zugegen und somit viel in Bewegung ist. Um diese Einsatzorte zu erreichen, ist außerdem die Mobilität im Sinne eines Führerscheins der Klasse B häufiges Anforderungskriterium. Gern gesehen ist ebenfalls der Anhängerführerschein.