Wie man ein Kind am besten erziehen soll, darüber sind sich nicht nur Eltern, sondern auch Pädagogen und Pädagoginnen uneinig. Daher haben sich unterschiedliche pädagogische Strömungen ausgebildet. Ein Waldorferzieher bzw. eine Waldorferzieherin folgt den Prinzipien der Waldorfpädagogik: Diese stellt den ganzheitlichen und selbstbestimmten Entwicklungsweg eines Kindes in den Mittelpunkt. Feste Erziehungspläne gibt es hier nicht, vielmehr geben die individuellen Bedürfnisse und Interessen des Einzelnen vor, wie es gefördert und begleitet wird. In Deutschland verschreiben sich aktuell mehr als 500 Kindergärten dieser Philosophie.
Es handelt sich hier also um eine Sonderform des Erzieherberufs. Das Kind wird nicht in einem schulischen Kontext betreut, dafür sind Waldorflehrerinnen zuständig.
Die Waldorfpädagogik wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Rudolf Steiner begründet, dessen Lehre wird unter dem Begriff der Anthroposophie beschrieben. Ihm zufolge ist jeder Mensch durch das Zusammenspiel von Leib, Seele und Geist geprägt, dementsprechend legt die Waldorfpädagogik ihren Schwerpunkt auf die individuelle Förderung jener Komponenten. Intellektuelle, kreative und praktische Fähigkeiten sollen auf spielerische Art und Weise erlernt und ausgebaut werden. In Anlehnung an ihren Gründer heißen entsprechende Betreuungseinrichtungen mitunter auch Rudolf-Steiner-Kindergärten.
In ihrem Arbeitsalltag geht eine Waldorferzieherin eingehend auf jeden ihrer Schützlinge ein. Feste Regeln gibt es nicht, vielmehr muss sie im persönlichen Kontakt ein Gefühl für die Interessen sowie Stärken und Schwächen jedes einzelnen Kindes gewinnen und ihre Betreuung daran anpassen. Dabei berücksichtigt sie ebenfalls Herkunft und Alter sowie das individuelle Kompetenzniveau, zum Beispiel hinsichtlich des sprachlichen Ausdrucksvermögens. Um dieses zu fördern, spricht sie häufig mit dem Kind.
Gleichzeitig muss eine Waldorferzieherin natürlich auch reguläre erzieherische Pflichten übernehmen. Sie überwacht alle Kinder und sorgt dafür, dass diese sich sinnhaft beschäftigen und Spaß haben. Hierzu organisiert sie ebenso regelmäßig Freizeitaktivitäten und Ausflüge. Oftmals kann sie zudem bei der Essenszubereitung beteiligt sein. Wichtig ist obendrein nicht nur die rein geistige und körperliche, sondern auch die soziale Entwicklung des Kindes. Deswegen beobachtet eine Waldorferzieherin das Sozialverhalten ihrer Schützlinge und ist im Bedarfsfall als Schlichterin im Einsatz.
Eine Waldorferzieherin arbeitet in Betreuungseinrichtungen für Kinder, die sich speziell der Waldorfpädagogik verschreiben. Hierzu zählen vor allem Waldorfkindergärten und Waldorfkrippen. In der Regel betreut sie daher Kinder im Vorschulalter, das ist jedoch kein Muss. In Horten und Tagesstätten überwacht sie etwa auch ältere Kinder.
Waldorferzieher finden in der Regel über eine Weiterbildung im Bereich der Waldorfpädagogik in den Beruf. Diese kann in Vollzeit absolviert werden, die meisten entscheiden sich allerdings für eine berufsbegleitende Fortbildung in Teilzeit, diese kann dann bis zu mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Seminarstandorte gibt es in ganz Deutschland, spezialisierte Fachschulen oder Berufskollegs bieten etwa entsprechende Lehrgänge an. Darüber hinaus gibt es auch einen Fernstudiengang Waldorfpädagogik.
Diese Weiterbildungsangebote richten sich vor allem an bereits berufstätige Erzieher, Waldorferzieher haben vor ihrer Fortbildung also schon eine mehrjährige Erzieherausbildung erfolgreich absolviert und oftmals auch einige Jahre an Berufserfahrung gesammelt. Weitere Berufsgruppen, die sich auf dem Gebiet der Waldorfpädagogik spezialisieren können, sind zum Beispiel:
Ein Waldorferzieher sollte gerne mit Kindern arbeiten und sich nicht nur gut mit den Grundsätzen der Waldorfpädagogik auskennen, sondern sich auch persönlich mit ihr identifizieren können. Im Umgang mit den ihr anvertrauten Kindern zeichnet er sich idealerweise durch Einfühlungsvermögen, Aufmerksamkeit und Kommunikationsstärke aus. Letztere ist auch im Gespräch mit Eltern gefragt.
Gleichzeitig kann die tägliche Arbeit mit zumeist Kleinkindern mitunter sehr stressig sein, daher sollte ein Waldorferzieher belastbar und besonnen sein. Durchsetzungsstärke gehört ebenfalls zu den wichtigen Eigenschaften eines Pädagogen. Das Idealprofil wird durch Kreativität abgerundet, denn nur durch abwechslungsreiche und individuell angepasste Freizeit- und Lernaktivitäten kann jedes Kind optimal gefördert werden.