In Gewerkschaften wie der IG Metall oder ver.di kommen Arbeitnehmer zu einer Interessensvertretung zusammen: Um diese zu organisieren, werden Gewerkschaftssekretäre und Gewerkschaftssekretärinnen beschäftigt. Sie sind hauptberuflich für eine Gewerkschaft und deren in verschiedenen Betrieben angestellten Mitglieder tätig – in Deutschland existieren momentan acht große, im DGB (Deutschen Gewerkschaftsbund) organisierte und obendrein zahlreiche kleinere Gewerkschaften. Zu den Hauptaufgaben von Gewerkschaftssekretäre und -sekretärinnen gehören der Aufbau innerbetrieblicher Vertretungen, die Planung und Durchsetzung von Tarifverhandlungen sowie allgemeine Rechtsberatung und Gremienarbeit.
Verwandte Berufe sind Betriebsrat, Betriebspädagogin, Politiker und Pressesprecherin.
Eine Gewerkschaftssekretärin steht den Mitgliedern ihrer Gewerkschaft mit Rat und Tat beiseite. Dazu gehört vor allem die kollektive Beratung rund um arbeitsrechtliche und sozialrechtliche Fragen. Dazu ist sie Expertin in allen Belangen des Arbeitslebens. Ihr Wissen teilt sie auf zahlreichen Informations- und Bildungsveranstaltungen. Ihr Ziel ist es, die Mitglieder zu selbstständiger Teilhabe und Durchsetzung ihrer Rechte zu motivieren. Zu dieser Arbeit zählt die Gründung betriebsinterner Vertretungen und der Ausbau bestehender Strukturen. Gerade auch junge Arbeitnehmerinnen sollen in arbeitsrechtliche Prozesse integriert werden; dazu initiiert und unterstützt eine Gewerkschaftssekretärin betriebsinterne Jugendvertretungen. Ebenso gehört es zu ihren zentralen Aufgaben, neue Mitgliederinnen zu akquirieren und bestehende zu halten.
Intern und extern dreht sich für Gewerkschaftssekretärinnen alles um Kommunikation: Bei internen Tagungen werden die Belange der Gewerkschaftsmitgliederinnen diskutiert: Ist die Entlohnung fair und die Altersvorsorge ausreichend, sind Mitbestimmungsrechte gegeben und die Arbeitszeiten angemessen? Um aufkommende Forderungen juristisch abzusichern, steht eine Gewerkschaftssekretärin in ständiger Absprache mit Fachleuten und Rechtsberaterinnen. Extern vertritt sie die Interessen der Mitgliederinnen in den Medien und in der Politik. Das bedeutet, dass sie Pressearbeit und Vernetzungsarbeit leistet, aber auch anstehende Tarifverhandlungen mit Arbeitgeberinnen bzw. Arbeitgeberverbänden aufgleist, begleitet und führt. Hier pocht die Gewerkschaftssekretärin auf einen intern beschlossenen Forderungskatalog ihrer Mitglieder. Dazu plant die Gewerkschaftssekretärin Demonstrationen und leistet politische Lobbyarbeit. Wenn keine Seite kompromissbereit ist, kann sie als letzte Maßnahme einen Streik organisieren.
Stellenangebote finden Gewerkschaftssekretärinnen bei einer Gewerkschaft. Das ist in der Regel diejenige, bei der sie ihr Traineeprogramm durchlaufen haben. Die acht größten Gewerkschaften sind in Deutschland im DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) organisiert – hierzu gehören:
Zu diesen acht einflussreichsten Gewerkschaften, die je mehrere hunderttausend Mitglieder zählen, kommen zahlreiche kleinere Gewerkschaften und Interessensvertretungen, zum Beispiel von Fluglinien und Flughäfen oder aus Gesundheit und Pflege.
Wer arbeitspolitisch engagiert ist, dem bietet sich eine Trainee-Ausbildung bei einer Gewerkschaft an. Diese dauert in der Regel ein bis anderthalb Jahre. Bekannteste Ausbilder sind die IG Metall und ver.di – dabei bilden beinahe alle größeren Gewerkschaften in Deutschland Gewerkschaftssekretäre aus. Voraussetzung ist in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein absolviertes Hochschulstudium. Im Vordergrund steht allerdings das politische, gesellschaftliche oder gewerkschaftliche Engagement, das ein Bewerber durch frühere Tätigkeiten nachweisen kann.
In ihrer Ausbildung werden Trainees in Theorie und Praxis geschult. Tarifpolitische Fragen spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie wirtschaftswissenschaftliche Fakten sowie die arbeits- und sozialpolitischen Rahmenbedingungen ihrer zukünftigen Arbeit als Gewerkschaftssekretär. Außerdem werden sie in Projektplanung und -präsentation, Kommunikation und Verhandlungsführung geschult, um im Beruf die Interessen der Gewerkschaftsmitglieder bestmöglich sammeln und vertreten zu können.
Auf Basis eines allgemeinen und eines auf die jeweilige Gewerkschaft abgestimmten Theorieteils werden die Auszubildenden von Beginn an auch praktisch eingebunden. Sie hospitieren an der Seite eines Betreuers in den Geschäftsstellen, lernen den Vorstand kennen und arbeiten bereits an konkreten Projekten mit.
Reden, reden und nochmal reden: So sieht der Arbeitsalltag einer Gewerkschaftssekretärin aus. Wer offen auf Gesprächspartner zugehen kann, kontaktfreudig ist und keine Scheu vorm Telefonieren oder Netzwerken hat, ist für zentrale Tätigkeiten eines Gewerkschaftssekretärs gewappnet. Ergänzen sollten dieses Profil Organisationstalent und gesellschaftspolitisches Engagement. Mit Selbstbewusstsein und Überzeugung muss ein Gewerkschaftssekretär nicht nur vor großen Arbeitnehmerversammlungen sprechen und diese moderieren, sondern auch im direkten Umgang mit der Gegenseite souverän auftreten. Rhetorisch und argumentativ muss er sich mit Geduld und Durchhaltevermögen für die Belange der Arbeitnehmer einsetzen.