Herzchirurgen bzw. Herzchirurginnen sind Fachärzte, die sich auf die Diagnose und die Behandlung von Krankheiten des Herzens, der umliegenden Gefäße sowie des Mediastinums spezialisiert haben. Sie führen Eingriffe wie Bypassoperationen oder Herzklappenoperationen durch, welche für Menschen mit Gefäßverengungen oder Klappenerkrankungen das Überleben sicherstellen können. Nach dem erfolgreich abgeschlossenen operativen Eingriff oder der medikamentösen Behandlung begleiten sie den Heilungsprozess des Patienten.
Der Beruf des Herzchirurgen wird auch als Facharzt bzw. Fachärztin für Herzchirurgie bezeichnet. Er weist Überschneidungen mit dem Beruf Kardiologe bzw. Kardiologin auf.
Vor der Behandlung einer Krankheit muss zunächst die richtige Diagnose gestellt werden. Im Zuge der Anamnese bespricht der Herzchirurg die Beschwerden und die Krankheitsvorgeschichte ausführlich mit dem Patienten. Zur abschließenden Diagnose können dann Untersuchungen mithilfe des EKG (Elektrokardiogramm), der Computertomografie, einer Röntgenaufnahme oder auch Kathetern genaueren Aufschluss über das Krankheitsbild geben. Anschließend informiert der Herzchirurg den Patienten über geeignete Behandlungsmethoden.
Häufig ist für die Behandlung beispielsweise der Einsatz eines Herzschrittmachers oder künstlicher Herzklappen notwendig oder es muss ein Defibrillator zur Kardioversion implantiert werden. Auch schwere Eingriffe wie Herztransplantationen und Korrekturen nach einer Venenentfernung gehören zu den Aufgaben eines Herzchirurgen. Während einer Operation arbeitet ein Herzchirurg häufig mit hochspezialisierten technischen Geräten, welche es ihm ermöglichen, feinste Eingriffe über einen Computer zu steuern. Bei besonders schweren Krankheitsfällen führt der Herzchirurg gelegentlich auch die Wiederbelebung oder Schocktherapie durch, betreut den Patienten intensivmedizinisch oder veranlasst künstliche Ernährung. In diesen Fällen arbeitet er eng mit dem Personal auf der Intensivstation zusammen. Für einige Herzerkrankungen kommt eine operative Behandlung jedoch nicht infrage. Betroffenen Patienten verschreibt der Herzchirurg dann Medikamente und überwacht regelmäßig ihren Gesundheitszustand. Ein Herzchirurg bemüht sich stets, die Entstehung schwerer Krankheiten zu verhindern, indem er Risikopatienten beispielsweise über eine gesunde Lebensweise informiert. Neben der Prävention leistet er auch die rehabilitative Betreuung und führt Nachsorgeuntersuchungen durch.
Um den Überblick über den Behandlungsverlauf jedes einzelnen Patienten zu behalten, dokumentiert der Herzchirurg die Behandlungsschritte sorgfältig. Somit gehören verwaltende und organisatorische Aufgaben ebenfalls fest zum Arbeitsalltag eines Herzchirurgen. Er erstellt Gutachten und ist zudem für die Leistungsabrechnung zuständig. Damit die medizinische Versorgung der Patienten langfristig gesichert ist, wirkt der Herzchirurg bei der Ausbildung der Fachärzte und Fachärztinnen sowie des Pflegepersonals mit. In Krankenhäusern können Herzchirurgen die Positionen des Stationsarztes oder des Chefarztes wahrnehmen.
Universitäten bieten die Möglichkeit, an Forschungsprojekten teilzunehmen. Seine Ergebnisse veröffentlicht der Herzchirurg dann in Fachpublikationen. Zudem kann er als Dozent oder Professor die Studierenden unterrichten, indem er Vorlesungen und Seminare abhält.
Herzchirurginnen finden vor allem in Krankenhäusern und Hochschulkliniken eine Beschäftigung. Außerdem besteht die Möglichkeit, in einer Fachklinik für Herzchirurgie angestellt zu werden oder sich mit einer eigenen Klinik oder Facharztpraxis selbstständig zu machen. Zudem können Herzchirurginnen in Gesundheitszentren oder anderen medizinischen Versorgungszentren zum Einsatz kommen. An Universitäten werden sie als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen, Dozentinnen oder Professorinnen beschäftigt.
Um eine Tätigkeit als Herzchirurgin aufnehmen zu können, muss zunächst eine sechsjährige Weiterbildung zur Fachärztin für Herzchirurgie absolviert werden. Zugangsvoraussetzungen sind ein abgeschlossenes Medizinstudium, die ärztliche Approbation, also die staatliche Erlaubnis für die Ausführung der Heilkunde, und gegebenenfalls ein Nachweis gemäß Strahlenschutzverordnung. Nach erfolgreich abgeschlossener Weiterbildung erfolgt die Anerkennung als Herzchirurgin durch die Landesärztekammer. Weiterbildungsinhalte sind unter anderem folgende:
Regelmäßige Anpassungsweiterbildungen sind während der gesamten Berufslaufbahn für Herzchirurginnen gesetzlich vorgeschrieben, beispielsweise zu folgenden Themen:
Aufstiegsmöglichkeiten eröffnen sich durch Berufserfahrung, unter Umständen in Verbindung mit einem weiterführenden Studium in diesen Bereichen:
Um als Dozentin oder Wissenschaftlerin an einer Universität arbeiten zu können, wird die Promotion oder sogar Habilitation vorausgesetzt.
Herzchirurgen tragen eine besonders hohe Verantwortung, denn sie beschäftigen sich mit einem Organ, welches für die Patienten lebensnotwendig ist. Während einer Operation am Herzen müssen sie daher über mehrere Stunden hinweg hochkonzentriert bleiben. Wenn sie einen ängstlichen Patienten behandeln, ist Einfühlungsvermögen von großer Bedeutung. Zudem müssen Herzchirurgen psychisch belastbar sein, denn einige Patienten bringen aufgrund ihrer Krankheit schwere Schicksale mit. Im Umgang mit Patientendaten beachtet der Herzchirurg stets die ärztliche Schweigepflicht. Besonders in Krankenhäusern arbeitet ein Herzchirurg meist eng in einem Team aus Pflegepersonal und gegebenenfalls anderen Fachärzten wie Kardiologen zusammen, sodass Kommunikationsfähigkeit gefragt ist. Patienten mit Herzerkrankungen sind rund um die Uhr auf ärztliche Hilfe angewiesen, weshalb ein Herzchirurg mit Nachtdienst und Schichtarbeit rechnen muss.