Nicht selten tragen Tiere zu einer erfolgreichen Therapie körperlicher und psychischer Beschwerden bei. Hippotherapeuten und Hippotherapeutinnen arbeiten mit speziell ausgebildeten Therapiepferden und behandeln in erster Linie Menschen mit neurophysiologischen und muskulären Erkrankungen.
Hippotherapie ist ebenso wie heilpädagogisches Reiten ein Teilbereich des therapeutischen Reitens. Weitere Berufe in diesem Umfeld sind Reittherapeutin, Physiotherapeut, Reitlehrerin, Ergotherapeut sowie Fachkraft für Tiergestützte Intervention und Therapie. Hippotherapeutinnen arbeiten häufig mit Ärzten, weiteren Therapeuten sowie Pferdepflegerinnen zusammen.
Zugang zu einer hippotherapeutischen Behandlung erhalten Kinder und Erwachsene auf ärztliche Verordnung und üblicherweise ergänzend zu einer herkömmlichen medizinischen Therapie, beispielsweise einer Krankengymnastik. Bevor er einen Behandlungsplan erstellt, kommuniziert der Hippotherapeut mit dem entsprechenden Arzt oder Therapeut. Er erfasst die genaue Krankheitssituation und leitet daraus geeignete Elemente für die Anwendung beim Patienten ab. Der sich bewegende Pferderücken ist Ausgangspunkt der Physiotherapie und gibt einzigartige dreidimensionale Impulse an den menschlichen Körper weiter. Ziel der Behandlung ist es, Verspannungen zu lösen, die Rumpfmuskulatur zu stärken und somit eine stabile Haltung und einen koordinierteren Gleichgewichtssinn zu generieren.
Für eine effektive und nachhaltige Wirkung dokumentiert und analysiert der Hippotherapeut Fortschritte und gleicht ggf. Abläufe an oder ersetzt sie durch andere Behandlungseinheiten. Während der Therapie achtet er auf die richtige Position des Patienten und befindet sich in direkter Nähe zu Mensch und Pferd. So kann er Anweisungen und Hilfestellungen geben und die Sicherheit der behandelten Person gewährleisten. Im Notfall ist er in der Lage, Erste-Hilfe-Maßnahmen durchzuführen. Außerdem berücksichtigt er die individuellen Bedürfnisse sowie das Alter des Patienten. Der Hippotherapeut kennt sich nicht nur mit der Anatomie und Verhaltensweise von Pferden aus, sondern bildet die Tiere selbst für die späteren Heilmethoden aus. Des Weiteren ist er dafür verantwortlich, die Ausrüstung in einem guten Zustand zu erhalten und für die Gesundheit der Pferde zu sorgen.
Als qualifizierte Physiotherapeutin ist eine Hippotherapeutin im Gesundheits- und Sozialwesen tätig und meist bei Praxen für Massage und Physiotherapie beschäftigt. Ebenso kann sie in Kliniken und anderen Pflegeeinrichtungen für körperbehinderte Menschen sowie Vereine für Hippotherapie arbeiten. Ggf. findet sie auch eine Anstellung bei Reiterhöfen, welche hippotherapeutische Leistungen anbieten. Mit ausreichend Erfahrung und einem Netzwerk an Kontakten steht auch einer Selbstständigkeit nichts im Wege.
Hippotherapeut ist eine Weiterbildung für praktizierende Physiotherapeuten. Um die Zusatzqualifikation erwerben zu können, ist also in der Regel eine abgeschlossene Ausbildung als Physiotherapeut oder ein entsprechendes Studium notwendig. Sportwissenschaftler und Ergotherapeuten mit einem neurologischen Schwerpunkt erhalten für gewöhnlich ebenfalls Zugang zu der Weiterbildung.
Außerdem muss ein Hippotherapeut Erfahrung im Umgang mit Pferden vorweisen können. Er besitzt Reiterfahrung, hat einen Longierlehrgang absolviert und kennt sich mit der Pflege von Pferden aus. Zudem sollte er an einem Erste-Hilfe-Kurs teilgenommen haben.
Möchte er seine beruflichen Einsatzmöglichkeiten erweitern, ist ein Studium sinnvoll. Naheliegende Studiengänge sind zum Beispiel Physio- oder Ergotherapie, Gesundheitspädagogik oder Rehabilitationspsychologie.
In ihrem Beruf arbeitet die Hippotherapeutin sowohl mit Menschen als auch mit Tieren eng zusammen und sollte daher sozialkompetent und kommunikationsstark sein. Sie interessiert sich für Pferde und medizinische Themen und ist auch bereit, sich auf diesen Gebieten regelmäßig weiterzubilden. Die Hippotherapeutin ist empathisch und teamfähig und zeichnet sich durch eine offene und hilfsbereite Art aus. Sie arbeitet sorgfältig und verfügt über eine gute Beobachtungsgabe.