Die leitende Psychologin bzw. der leitende Psychologe leitet die psychotherapeutische Abteilung einer Klinik oder einer medizinischen Versorgungseinrichtung. Als Führungspersonen übernehmen sie ein hohes Maß an Verantwortung für Mitarbeiterinnen und Patienten.
In einer Klinik arbeiten leitende Psychologen eng mit Chefärztinnen, Psychologen und psychologisch-technischen Assistentinnen zusammen.
Durch jahrelange berufliche Erfahrung in der klinischen Medizin und zusätzlichen Kenntnissen im Management kann ein leitender Psychologe die gesamte therapeutische und psychologische Abteilung einer medizinischen Einrichtung leiten. Neben den patientengebundenen Aufgaben übernimmt ein leitender Psychologe betriebswirtschaftliche Tätigkeiten innerhalb einer medizinischen Einrichtung. Er ist für die Steuerung und systematische Weiterentwicklung des psychologischen und psychotherapeutischen Angebots der Einrichtung einschließlich aller darin integrierten Prozesse zuständig.
Zu den patientengebundenen Tätigkeiten zählt die Patientenversorgung in Einzel- und Gruppenbehandlungen. Sie führen Beratungsgespräche, verfassen Diagnosen und führen therapeutische Behandlungsmethoden bei Patienten mit seelischen Störungen, Essstörungen oder Psychosen sowie Schmerz- und Palliativpatienten durch. Bei der Anwendung von Verfahren der klinischen Psychologie hat der leitende Psychologe im Regelfall Weisungsbefugnis.
Innerhalb der therapeutischen Abteilung kann der leitende Psychologe bei Neueinstellungen mitentscheiden. Er regelt Vertretungen, die Teilnahme an Dienstbesprechungen und Projektgruppen und ist für die Verteilung der Aufgaben zuständig. Der leitende Psychologe beschafft Arbeitsmaterial beispielsweise in Form von Fachliteratur sowie andere Güter im Rahmen seines Budgets, genehmigt Dienstreisen und kümmert sich um die Personalentwicklung. Auch die Koordination von Praktikanten- und Postgraduiertenstellen fällt in seinen Zuständigkeitsbereich.
Für betriebswirtschaftliche Zwecke erstellt der leitende Psychologe Jahresberichte sowie Therapieplanungen seiner Abteilung. Zudem ist er als Abteilungsleiter für die Etatplanung des psychologischen Dienstes zuständig. Er vertritt seine Abteilung bei regelmäßigen Besprechungen und steht im konstanten Austausch mit der ärztlichen und betrieblichen Leitung der Einrichtung.
Leitende Psychologinnen leiten die therapeutische Abteilung in einer Klinik bzw. einem medizinischen Versorgungszentrum. So sind sie beispielsweise im Krankenhaus oder in Kurkliniken angestellt. Zum Teil arbeiten sie auch in Fachkliniken, die sich auf einen Fachbereich spezialisiert haben, beispielsweise einer Entzugsklinik.
Der Beruf als leitender Psychologe setzt im Regelfall ein abgeschlossenes psychotherapeutisches Studium mit Master-Abschluss bzw. als Diplom-Psychologe voraus. Außerdem benötigen sie eine Approbation, die sie mit dem Abschluss des Studiums der Psychotherapie, erlangen. Auch Aus- und Weiterbildungen, beispielsweise in eine suchtspezifische Richtung, können die Jobchancen für leitende Psychologen verbessern. Zudem suchen viele Arbeitgeber nach Bewerbern mit langjähriger Berufserfahrung in der Patientenbetreuung sowie Erfahrung in der Personalführung.
Die Tätigkeit als leitende Psychologin ist mit hoher Verantwortung verbunden, daher muss sie stressresistent und belastbar sein. In Gesprächen mit Patientinnen und Angehörigen muss eine leitende Psychologin Empathie und eine ausgeprägte Sozialkompetenz aufweisen. Sie muss dennoch die notwendige, professionelle Distanz zu den Schicksalen wahren können, um eine objektive Behandlung gewährleisten zu können. Neben den fachlichen Kompetenzen muss eine leitende Psychologin obendrein andere motivieren können und für ein positives Arbeitsklima im Team sorgen. Auch ein betriebswirtschaftliches Verständnis wird von einer leitenden Psychologin gefragt. Eine hohe Belastbarkeit für Bereitschaftsdienste, Wochenend- und Nachtarbeit runden das Profil einer leitenden Psychologin ab.