Egal ob Brot, Nudeln oder Müsli – für die meisten Menschen ist eine ausgewogene und schmackhafte Ernährung ohne Getreideprodukte unvorstellbar. Zuständig für deren Produktion sind Müller bzw. Müllerinnen: Sie sind nicht nur dafür verantwortlich, dass Mahlerzeugnisse regelmäßig im Supermarktregal erscheinen, sondern stellen zudem auch noch Gewürze, Tierfutter und weitere Spezialprodukte wie etwa Getreideflocken her.
Viele verbinden die Tätigkeit mit klassischer Handarbeit in einer Mühle, doch das Berufsbild hat sich längst gewandelt. Müller und Müllerinnen arbeiten heutzutage in der Regel nicht mehr in Handwerksbetrieben, sondern sind bei großen Industriefirmen angestellt. Daher gilt der Berufstitel mittlerweile als veraltet; die offizielle Bezeichnung lautet Verfahrenstechnologe bzw. Verfahrenstechnologin Mühlen- und Getreidewirtschaft.
Ähnliche Aufgaben werden von Fachkräften für Agrarservice sowie Agrartechnikern übernommen. Ebenso besteht aufgrund der hohen Technisierung gleichermaßen eine Verwandtschaft zu den Berufen der Lebensmittelingenieurin bzw. Agraringenieurin.
Je nach Verantwortlichkeit, Aufgabenbereich und Betrieb ist ein Müller in diverse Schritte des Produktionsvorgangs involviert. Häufig beginnt ihr Arbeitsalltag bereits bei der Annahme und Kontrolle des angelieferten Guts, wo sie dann mittels Rohstoffproben die Güte des Getreides überprüfen. Diese Aufgabe können sie selbst durchführen oder aber ans Labor delegieren. Anschließend muss das Korn gereinigt, gesiebt und eventuell geschält werden.
Die Vermahlung geschieht automatisiert: Ein Müller überwacht dann im Kontrollraum den Transport der Güter vom Silo in die Mühle, hier kommen Rohrleitungssysteme zum Einsatz. Danach kalibriert er die Mahlanlagen, stellt die passenden Programme ein und kontrolliert den Mahlprozess am Monitor. Mit großer Aufmerksamkeit hält er Ausschau nach etwaigen Störungsmeldungen und behält ein Auge auf alle Anzeigen und Signale. Nach Abschluss der Mahlung kann er zudem auch Sicht- und Geruchsproben durchführen, um sich selbst von der Qualität des Mahlguts zu überzeugen.
Nach Abschluss der Produktion fällt dann die sachgerechte Lagerung und Verpackung der Ware an – hier müssen Müller vor allem auf die Einhaltung betrieblicher Vorgaben und gesetzlicher Richtlinien achten. Große Wachsamkeit ist insbesondere bei möglichem Schädlingsbefall gefragt. Mit der gleichen Sorgfalt wird zuletzt eine Dokumentation aller Arbeitsschritte vorgenommen.
Müllerinnen arbeiten häufig in einer Getreidemühle. Darüber hinaus können sie auch in Spezialmühlen Beschäftigung finden: Beispiele hierfür sind Ölmühlen oder Gewürzmühlen. Weitere mögliche Arbeitgeber sind:
Während ihres Arbeitsalltages arbeitet eine Müllerin gewöhnlicherweise in entsprechenden Produktionsräumen. Weiterhin hält sie sich im Zuge ihrer beruflichen Pflichten in Silos, Lagerhallen, Laborräumen, Büros oder schlichtweg im Freien auf.
Beim Verfahrenstechnologen für Mühlen- und Futtermittelwirtschaft handelt es sich um einen anerkannten Ausbildungsberuf, deren Lehre in der Regel drei Jahre in Anspruch nimmt. In manchen Fällen ist eine Verkürzung auf zwei oder zweieinhalb Jahre möglich. Die Ausbildung findet dual statt, theoretischer Unterricht in der Berufsschule wechselt sich also mit praktischen Erfahrungen im Lehrbetrieb ab. Im Laufe der Lehre können sich Auszubildende auf zwei Fachrichtungen spezialisieren: Müllerei und Agrarlager.
Typische Lerninhalte während der Ausbildung sind etwa:
Es wird empfohlen, sich auch während der Berufspraxis regelmäßig weiterzubilden, um das eigene Know-how aufzufrischen und zu erweitern. Relevante Themengebiete sind zum Beispiel Lebensmittelrecht, Lebensmittelhygiene oder Verfahrenstechnik. Obendrein ist es möglich, sich mit einer Aufstiegsweiterbildung für höhere Positionen zu qualifizieren. Naheliegend ist eine Meisterweiterbildung zum Müllermeister; sofern eine entsprechende Hochschulzugangsberechtigung vorliegt, kann auch ein Studium in passenden Fächern wie Lebensmitteltechnologie oder Produktionstechnik aufgenommen werden.
Der Beruf der Müllerin ist heutzutage mehr Industrie als Handwerk, technisches Verständnis ist deswegen ein absolutes Muss. Das heißt allerdings nicht, dass Müllerinnen nur Knöpfe drücken – auch grundlegende körperliche Fitness ist durchaus gefragt. Weiterhin zeichnen sie sich durch Umsicht, Genauigkeit und großes Verantwortungsbewusstsein aus. In höheren Positionen sind zudem organisatorische und kaufmännische Fähigkeiten hilfreich.
Zuletzt darf nicht vergessen werden: Als Müllerin ist es natürlich unvermeidlich, regelmäßig mit Mehl in Kontakt zu kommen. Eine Mehlstauballergie oder chronische Atemwegserkrankungen können daher problematisch sein.