Beim Unteroffizier bzw. bei der Unteroffizierin handelt es sich um einen besonderen Dienstgrad, vor allem aber um einen Sammelbegriff für Soldaten der Bundeswehr. Die Bezeichnung umfasst zwei verschiedene Dienstgradgruppen: Unteroffiziere mit Portepee und den Unteroffiziere ohne Portepee. Unter den sieben existierenden Dienstgradgruppen nehmen sie die zweite und dritte Stelle zwischen den Mannschaftsdienstgraden und den Leutnanten ein.
Bei einem Portepee handelt es sich um eine Schlaufe, welche früher um den Degen getragen wurde und einen höheren Rang signalisierte. Daher vereinigt die Dienstranggruppe der Unteroffiziere mit Portepee alle Feldwebeldienstgrade. Zu den Unteroffizieren ohne Portepee gehören folgende Dienstgrade: Unteroffizier, Stabsunteroffizier und Fahnenjunker, wobei es sich bei letzterem um einen Offizieranwärter handelt. Bei der Marine heißen jene Dienstränge Maat, Obermaat und Seekadett.
Da sich Unteroffiziere ohne Portepee meistens auf ein bestimmtes Fachgebiet spezialisieren und dann als sogenannte Fachunteroffiziere tätig sind, bezieht sich der Begriff des Unteroffiziers in der Regel auf diese Berufsgruppe.
Die möglichen Aufgaben eines Fachunteroffiziers sind vielfältig, denn die Berufsbezeichnung ist nicht an den eigenen Tätigkeitsbereich, sondern vor allem an den militärischen Rang gebunden. Das genaue Einsatzgebiet ist abhängig von der zivilen Ausbildung, welche vor Beginn der soldatischen Karriere absolviert wurde.
Es gibt drei Arten von Fachunteroffizieren, wobei der Großteil als sogenannter Fachunteroffizier im allgemeinen Fachdienst beschäftigt ist. Unter diesem Begriff wird eine große Bandbreite an Tätigkeiten abgedeckt: Ob Medienproduktion, Marineelektronik oder Radartechnik – da die Bundeswehr in zahlreichen Feldern aktiv ist, kann jeder Unteroffizier eine Möglichkeit finden, seine bei der vorherigen Ausbildung erworbenen Fähigkeiten einzubringen. Beispiele sind etwa:
Darüber hinaus gibt es den Fachunteroffizier im Sanitätsdienst, welcher die Gesundheit von Soldaten schützt, erhält oder wiederherstellt. Als Medizinischer Fachangestellter hilft ein Unteroffizier bei der allgemeinärztlichen, fachärztlichen oder zahnärztlichen Betreuung.
Zuletzt existiert die Tätigkeit als Fachunteroffizier im Militärmusikdienst. Ein Musikunteroffizier ist Teil des Musikkorps und sorgt auf den Instrumenten Spielmannspfeife oder Spielmannstrommel für die musikalische Bereicherung des Soldatenalltags, z. B. bei Konzerten und Musikproduktionen. Eine besonders prestigeträchtige Aufgabe, welche möglicherweise anstehen kann, ist außerdem der protokollarische Ehrendienst für Bundespräsident und Bundesregierung beim Wachbataillon.
Einige erfahrene Unteroffiziere übernehmen Führungsaufgaben, zum Beispiel als Zugführer. Außerdem besteht eine Vorgesetztenfunktion gegenüber den Mannschaften (der niedriger gestellten Dienstgradgruppe), welche auch mit Einweisungs- und Ausbildungspflichten verbunden sein kann. Der Kompaniefeldwebel, umgangssprachlich Spieß genannt, ist eine bekannte Dienststellung als Portepee-Unteroffizier.
Ein Fachunteroffizier im allgemeinen Fachdienst verpflichtet sich in der Regel für eine Dienstzeit von neun Jahren, ein Fachunteroffizier im Sanitätsdienst für zwölf Jahre, ein Fachunteroffizier im Militärmusikdienst für vier Jahre.
Eine Unteroffizierin kann in allen Teilstreitkräften und Organisationsbereichen der Bundeswehr beschäftigt sein:
Im allgemeinen Fachdienst kann sie an diversen Einsatzorten aktiv sein, z. B. im Büro, auf Baustellen, auf hoher See oder in Werkhallen. Im Sanitätsdienst arbeitet eine Unteroffizierin vorwiegend in Sanitätsbereichen, Bundeswehrkrankenhäusern oder sonstigen Behandlungsräumlichkeiten, im Militärmusikdienst größtenteils in Veranstaltungshallen, Tonstudios oder schlichtweg im Freien.
Möglich sind zudem auch multinationale Einsätze im Ausland.
Die Ausbildung zum Fachunteroffizier findet in Schulungsorten der Bundeswehr statt, z. B. in Truppenschulen, Sanitätsakademien oder dem Stabsmusikkorps. Im allgemeinen Fachdienst sowie im Sanitätsdienst nimmt diese ein Jahr in Anspruch, im Militärmusikdienst lediglich fünfeinhalb Monate, wobei jedoch auch hier eine Beförderung zum Unteroffizier erst nach einem Jahr möglich ist. Mit entsprechender vorheriger Berufsausbildung können Rekruten direkt mit einem Unteroffiziersdienstgrad ihre Laufbahn beginnen und den Dienst als Unteroffizieranwärter bzw. Maatanwärter oder Feldwebelanwärter bzw. Bootmannanwärter überspringen.
Vorausgesetzt werden mindestens ein Hauptschulabschluss sowie die deutsche Staatsbürgerschaft. Fachunteroffiziere im allgemeinen Fachdienst haben zudem bereits vorher eine zivile Ausbildung abgeschlossen, während Anwärter für den Militärmusikdienst zumindest grundlegende Kenntnisse der Spielmannspfeife oder Spielmannstrommel nachweisen und eine musikfachliche Eignungsprüfung bestehen müssen. Des Weiteren bestehen Altersgrenzen – das Mindestalter liegt in der Regel bei 17, das Höchstalter bei 29 Jahren.
Disziplin und Teamfähigkeit sowie eine allgemeine physische und sportliche Leistungsfähigkeit sind unabhängig vom Einsatzgebiet von großer Bedeutung. Fachunteroffizierinnen im allgemeinen Fachdienst sollten zudem technisches Verständnis mitbringen, während im Sanitärdienst neben medizinischem Wissen auch Einfühlungsvermögen gefragt ist. Im Militärmusikdienst kommt es hingegen vor allem auf musikalisches Talent an.